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Flügel - Variationen eines Motivs

2004

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Schwingen aus Draht von Peter Barth
von Armin Knauer

Obwohl sie aus so fluguntauglichem Material bestehen, wie Gips, Draht und verrostetem Blech, scheinen die Objekte von Peter Barth jeden Moment abzuheben. Flügel sind sein Thema, eine Auswahl hat er in der Reutlinger Stadtbibliothek ausgestellt, wo sie auf dem Podest . . . angeschaut werden können. Mit feinem Gespür für Material und Kontraste verwandelt Barth die Vogelschwinge in eine zeitlose Metapher der Freiheit, des Sich Auf-Schwingens aus der Enge des Daseins. Die Schwere und Härte des Materials hebt Barth durch die filigrane Verarbeitung auf. Der Fügelansatz beginnt als massives Eisenblech, franst den Rändern zu immer mehr aus, die Korrosion tut ein Übriges, um das massive Material ins Poröse aufzulösen. Schließlich geht das Blech in feinen Draht über, den in luftigleichten Konturen das Gefieder zeichnet.

Meist sind die Objekte in massige, fünf Zentimeter dicke Gipsplatten eingespannt. Diese Platten kann man als die Enge oderdas Gefängnis deuten, dem die Schwingen mit kräftigem Flügelschlag entfliehen.

Barth hat dieses Grundmodell in mannigfacher Form abgewandelt. Mal steht anstelle des Gips-Korsett ein massiver Eisensockel für die Erdenschwere als Gegenstück zur Vogelfreiheit. Mal zeichnet sich die Flügelform mit korrodierenden Drahtfäden oder Blechstücken direkt auf dem Gipsgrund ab. In kleinen, liebevoll gearbeiteten Skizzen, die sich ringsherum um die Brüstung entlang ziehen, vertieft Barth das Thema zeichnerisch und entwickelt immer neue Variationen. Da wachsen dann Flügel aus Köpfen, Zäunen, Häuser und Bücherseiten. Jedesmal verschiebt sich der Bedeutungsakzent ein Stück weit - nur die Raum greifende Dynamik der Flügelmetapher bleibt stehts erhalten.