Es heißt, man solle sich nicht mit „fremden Federn“ schmücken. Die Redewendung beruht auf einer Fabel des römischen Dichters Phaedrus, in der sich eine Krähe mit Pfauenfedern aufzuhübschen versucht, ihre falsche Erscheinung aber von Pfauen erkannt wird, die der Krähe nicht nur die bunten Federn ausreißen, sondern auch das schwarze Gefieder zerrupfen.
Daraus wird die moralische Forderung abgeleitet, eigene Anerkennung nicht mit Verdiensten anderer anzustreben. Das gilt auch für die Kunst, die schon immer von Fälschungen begleitet war.
Es ist aber eine andere Sache, dass die Kunstgeschichte den Kunstschaffenden „im Nacken“ sitzt und fremde Einflüsse sich nicht abschirmen lassen. Aus ihnen entstehen notwendige neue Impulse, sie hinterfragen die eigene Arbeit und formen sie mit. Es lässt sich nicht behaupten, alles sei ausschließlich „auf dem eigenen Mist gewachsen“. Kunst entsteht eben auch durch Kunst – in der Auseinandersetzung mit ihr.
In diesem Sinne kann die „fremde Feder“ ein Bestandteil der eigenen Arbeit sein.